Was ist das Wochenbett? Dauer, Bedeutung und Ablauf nach der Geburt

Die erste Zeit nach der Geburt wird als Wochenbett oder Puerperium bezeichnet. Das Wochenbett dauert sechs bis acht Wochen. Es ist eine Phase, in der der Körper sich langsam erholt, die Gefühle im Aufruhr sind und die Familie sich neu sortiert.


Wir möchten Sie ein wenig auf diese außergewöhnlichen Wochen vorbereiten, die zugleich herausfordernd, anstrengend, einzigartig und wunderbar sind.

Körperliche Veränderungen im Wochenbett: Rückbildung und Heilung

Nach der Geburt kommt es zu verschiedenen körperlichen Umstellungen. Es finden Rückbildungs- und Heilungsprozesse statt. Die hormonelle Situation verändert sich und die Milchbildung setzt ein.

Hormonumstellung nach der Geburt: Auswirkungen auf Körper und Stimmung

Im Hormonhaushalt geschieht nach der Entbindung so einiges. Die hormonellen Veränderungen lösen im Körper Rückbildungsvorgänge aus. Sie sind aber auch für die typischen Stimmungsschwankungen im Wochenbett verantwortlich.
Diese hormonellen Veränderungen laufen nach der Geburt ab:

  • Der Östrogen- und Gestagenspiegel sinkt plötzlich. Dies löst die Verkleinerung der Gebärmutter aus und sorgt vorübergehend für Stimmungsschwankungen.
  • Der Prolaktinspiegel steigt an und bringt die Bildung der Muttermilch in Gang.
  • Der Körper produziert vermehrt Oxytocin. Das sogenannte Kuschelhormon sichert die Bindung zwischen Mutter und Kind.

Bei Frauen, die nicht stillen oder früh abstillen, normalisiert sich der Hormonspiegel schnell. Bereits vier bis acht Wochen nach der Geburt setzt der Menstruationszyklus wieder ein.
Durch das Stillen werden Hormone produziert, die den Eisprung und somit die Periode unterdrücken können. Doch auch bei stillenden Frauen kann der Menstruationszyklus nach kurzer Zeit wieder beginnen.
Das Thema Verhütung ist daher schon wenige Wochen nach der Geburt von Bedeutung.

Milchbildung und Stillstart im Wochenbett: Was Mütter wissen sollten

Bereits während der Schwangerschaft bildet der Körper die erste Milch, das Kolostrum oder die Vormilch. Sie ernährt das Baby in den allerersten Tagen. Keine Sorge, wenn die Vormilch nur tröpfchenweise aus der Brust kommt – sie enthält selbst in geringen Mengen alles, was das Neugeborene braucht.
In den Tagen 2 bis 5 nach der Geburt kommt es zum sogenannten Milcheinschuss. Die Frauen merken das daran, dass die Brüste deutlich größer werden, sich schwer, voll und manchmal heiß anfühlen, stark spannen und auf Berührungen empfindlich reagieren.


Gerade beim ersten Kind fühlen sich Frauen zu Beginn des Stillens oft unsicher. In allen Fragen und Sorgen ist die Hebamme eine erfahrene Ansprechpartnerin. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Müttern in einer Stillgruppe kann eine Hilfe sein.


Während der Stillzeit passiert es immer wieder, dass Muttermilch ausläuft. Stilleinlagen verhindern feuchte Flecken auf der Kleidung.

Rückbildung der Gebärmutter: Heilungsprozess im Wochenbett verstehen

Im Lauf der Schwangerschaft wächst die Gebärmutter stetig. Nach der Geburt ziehen sich die Gebärmuttermuskeln immer mehr zusammen, bis wieder die Größe vor der Schwangerschaft erreicht ist. Das kann mit Nachwehen verbunden sein. Nach etwa sechs Wochen hat die Gebärmutter wieder ihre ursprüngliche Größe.

Wochenfluss nach der Geburt: Dauer, Farbe und Pflegehinweise

Nach der Geburt löst sich der Mutterkuchen, die Plazenta, von der Gebärmutterwand. Dies hinterlässt eine offene Wunde, etwa in der Größe der Handfläche. Bis diese Wunde verheilt ist, vergehen ungefähr fünf bis sechs Wochen. Während der Heilungsphase kommt es zu Blutungen, dem Wochenfluss. In den ersten Tagen nach der Geburt ist die Blutung oft ähnlich stark wie die Menstruationsblutung. Allmählich ändert sich die Farbe des Wochenflusses von rötlich zu bräunlich bis rosafarben. Die Stärke des Ausflusses nimmt ab.

Tipps für den Wochenfluss:

  • Verwenden Sie parfümfreie Binden oder Wochenbett-Einlagen und wechseln Sie diese regelmäßig.
  • Verzichten Sie auf Tampons.
  • Vermeiden Sie Vollbäder.
  • Nutzen Sie für den Intimbereich ein eigenes Handtuch, das Sie täglich wechseln.

Wenn der Ausfluss plötzlich ausbleibt oder Sie einen unangenehmen Geruch daran feststellen, können das Anzeichen für einen Wochenflussstau sein. In diesem Fall sollten Sie sich an Ihre Hebamme oder an Ihre frauenärztliche Praxis wenden, damit der Wochenflussstau diagnostiziert und behandelt werden kann.

Wundheilung nach natürlicher Geburt oder Kaiserschnitt

Der Geburtsweg ist sehr dehnbar, daher kommt es bei einer Geburt selten zu größeren Verletzungen.


Die häufigste Verletzung betrifft den Damm, also den Bereich zwischen Vagina und Anus. Der Damm gerät bei der Geburt oft so stark unter Spannung, dass er einreißt. Das Ausmaß eines Dammrisses kann unterschiedlich schwer sein. In den ersten Tagen nach der Geburt können Schmerzen beim Sitzen, beim Gehen, beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang auftreten. In den meisten Fällen heilen Dammrisse nach drei bis vier Wochen ab.


Auch nach einem Kaiserschnitt sind die Verletzungen etwa sechs bis acht Wochen nach der Entbindung abgeheilt. Allerdings kann die Haut um die Narbe sich noch längere Zeit taub anfühlen.

Beckenboden nach der Geburt: Ursachen für Inkontinenz & Übungen zur Stärkung

Der Beckenboden verschließt das Becken nach unten und sorgt unter anderem dafür, dass die Schließmuskeln von Blase und Darm funktionieren. Er besteht aus Muskeln und Bindegewebe. In der Schwangerschaft und bei der Geburt ist der Beckenboden besonderen Kräften ausgesetzt. Daher kann es sein, dass Frauen nach der Entbindung unbeabsichtigt Urin verlieren. Keine Sorge, das bleibt jetzt kein Dauerproblem.


In den ersten Wochen nach der Geburt helfen Ruhe und Liegen dabei, den Beckenboden zu entlasten. Nach dem Wochenbett können Sie mit einem gezielten Training Ihren Beckenboden wieder stabilisieren.

Babyblues erkennen: Emotionale Achterbahn im frühen Wochenbett

Nach der Entbindung fahren die Gefühle oft Achterbahn.
Da ist auf der einen Seite das beglückende Gefühl, das neugeborene Baby im Arm zu halten. Die Erleichterung, dass die Geburt geschafft und das Baby gesund auf der Welt ist.


Auf der anderen Seite sind Sie nach der Anstrengung der Geburt erschöpft. Obwohl geschwächt, müssen Sie voll für das Neugeborene da sein. Dazu kommt der Schlafmangel, der entsteht, wenn das Neugeborene alle ein bis zwei Stunden gestillt werden will.


Der extreme Hormonabfall nach der Entbindung sorgt zusätzlich für heftige Stimmungsschwankungen.
Kein Wunder, dass fast drei Viertel der Mütter nach der Geburt den Babyblues erleben. Die sogenannten Heultage treten meist in den ersten sechs Tagen nach der Geburt auf. Die Frauen weinen viel, sind niedergeschlagen und reizbar und fühlen sich überfordert.


In den meisten Fällen verschwindet der Babyblues ohne Therapie nach einigen Tagen wieder.
Der Babyblues ist eine depressive Verstimmung, die schnell vorübergeht, und keineswegs eine ernste depressive Erkrankung.


Wenn Sie bemerken, dass das Stimmungstief bei Ihnen länger als zwei Wochen andauert, sprechen Sie Ihre Hebamme und Ihre gynäkologische Praxis darauf an. Es könnte ein Hinweis auf eine Wochenbettdepression (postnatale Depression) sein. In diesem Fall ist professionelle Unterstützung wichtig. Folgende Symptome treten bei einer Wochenbettdepression auf:

  • niedergeschlagene Stimmung
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Gefühle von Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit
  • Selbstmordgedanken
  • zwiespältige Gefühle gegenüber dem Kind

Tipps für das Wochenbett: Rückzug, Ruhe und Bindung zum Baby

Die Ankunft eines Neugeborenen wirbelt erst einmal alles ganz schön durcheinander.
In den ersten Tagen nach der Geburt müssen Mutter und Kind sich von den körperlichen und emotionalen Anstrengungen der Geburt erholen. Da braucht es viel, viel Ruhe. Kuscheln Sie sich mit Ihrem Baby im Bett ein, schlafen Sie, wenn das Kleine schläft und finden Sie so zu einem gemeinsamen Takt. In dieser allerersten Zeit kümmert sich im Idealfall der Partner um die älteren Kinder und um den Haushalt.


Auch danach braucht die junge Familie Zeit, eine neue Alltagsroutine zu entwickeln, sich an die neuen Rollen zu gewöhnen und mit dem Neuankömmling zusammenzuwachsen.
Igeln Sie sich in dieser Phase guten Gewissens mit Ihrer Familie ein – auch dafür ist das Wochenbett da. Natürlich brennen Verwandte und Freunde darauf, das Neugeborene kennenlernen. Doch jetzt gehen Ihre Bedürfnisse und die Ihres Babys vor. Sie haben das Recht, verfrühte Besuche abzulehnen und auf später zu verschieben.


Für Ihr Baby ist alles neu. Zu viele Reize überfordern es. Schenken Sie Ihrem Neugeborenen Ruhe und Zeit für ein sanftes Ankommen auf der Welt. Viel wichtiger als Besuche und erste Ausflüge sind Nähe und warme Geborgenheit.

Wochenbett als Chance für Heilung, Bindung und Neuanfang

Die Wochen nach der Geburt halten Hochs und Tiefs bereit. Anfängliche Schwierigkeiten sind normal, schließlich war die Geburt kein Kinderspiel und das Hineinfinden in die Mutterrolle dauert Zeit. Geben Sie sich diese Zeit und genießen Sie, wie Sie und Ihr Baby langsam in Ihrem neuen gemeinsamen Leben ankommen.

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